Gestaltung & Ritual
30 Minuten. Diese Länge für Trauerfeier ist häufig Vorgabe, aber auch erprobter Erfahrungswert. Eine halbe Stunde für die schwersten und innigsten Momente. Trennung, Schmerz und die Gedanken an das gemeinsame Leben mit Ihren Verstorbenen bekommen eine Gestalt. Wie wollen Sie zusammenkommen? Privat oder öffentlich, still oder laut, klassisch oder zeitgemäß? Vor allem aber gut.
5 x gestaltet
Bunt oder s/w gefärbt. In Kerzenlicht getaucht oder hell ausgeleuchtet. Bemalte Steine, beschriebenes Papier oder gefüllte Becher. Blicke einander zuwerfen oder Blicke senken. Nähe suchen oder Distanz aushalten. Eine gute Bestattung ist individuell und in sich stimmig, wie in diesen 5 Beispielen.
Freiheit in Bildern
Bloß keine Trauerrede, hieß es im Gespräch. „Das brauchen wir nicht. Wissen Sie, wir haben alle unser eigenes Bild von ihm. Gesabbelt hat er sowieso genug.“ Dann fiel aber das Gespräch auf die immense Foto- und Filmsammlung des Verstorbenen. Seit der 1. VHS ‚ging er uns mit seiner Kamera auf die Nerven. Alles hat gefilmt, ob wir wollten oder nicht.“
Statt zu vieler Worte sahen wir einen Zusammenschnitt aus seinen Fotos und Filmsequenzen als Diashow. Unterlegt mit Lieblingsmusik des Verstorbenen, ging ein Schluchzen, Nicken und Wippen der Füße durch die Trauerhalle. Genau richtig.
Mon Chéri
Es war Anfang August. Die Dahlien aus dem Garten hielten ihre Köpfe schon breit, doch der Verstorbene konnte das Gedeihen seiner Stauden nicht mehr bewundern. Jetzt zierten die Dahlien seinen Grabschmuck - süß und bitter. Seine Hingabe zur Lieblingspraline mit der Kirsche war lange ein Running-Gag unter den Bekanntschaften und Freunden.
Die Süßigkeit durfte heute nicht fehlen. Trotz der Produktionspause im Sommer gelang es uns: Für alle Abschiednehmenden eine Art „mon chéri“, Tränen, Umarmung und Schmunzeln - süß und bitter.
Pur
Je länger der Abschied zu Lebzeiten von den Verstorbenen, desto reduzierter die Abschiedsfeier. Keine Regel, nur eine Beobachtung. Die Beisetzung von der lang und schwer erkrankten Ehefrau, die bis zum letzten Atemzug gepflegt und begleitet wurde, war pur. Leise, ohne Ausschweifung.
Der Ehemann, die Tochter, der Förster und ich im Wald. Der Wald war, wie er in einem April ist: sprießend, etwas rau, und brausend. Die kleine Familie wollte nicht viel. Jeder Schmuck wäre überflüssig. Doch das Grab verschlossen die beiden zusammen. Setzen die Erde auf, verdichteten. Und erleichterten ihre unruhigen Herzen.
Alle zusammen im Chor
An Geburtstagen singen wir, mit unseren Kleinkindern singen wir. Zur Weihnachtsmesse gelingt es uns konfessionslos die Weihnachtslieder mitzusingen, ganz gleich, ob die Tonlage oder der Text sitzt. Aber zur Beerdigung?
Für die Kraft gemeinsamen Singens zur Trauerfeier hat sich eine Familie entschieden. Alle Teilnehmenden waren eingeladen. Frank Nowicky leitete am E-Piano an. Meine Kollegin, der Trauerredner und ich stimmten beherzt ein. Die ganze Trauergemeinde war eingeladen Cat Stevens, Leonhard Cohen und ein Spiritual mitzusummen, mitzusingen oder mitgenommen zu werden.
Sägespäne statt Blüten
Blumen sind schon tot im Moment des Pflückens. Und überhaupt: mit Blumen hatte der junge Drechsler und Tüftler nichts am Hut.
Die Urne baute der Vater in vielen Anläufen selbst für seinen Sohn. Die Jungs aus der Werkstatt gaben Drähte, Schrauben und Späne als letzten Gruß zur Urne. Sie blieben noch lange am Ort, knabberten Schweineohren, teilten Fotos & Traurigkeit.
Aus dem Nähkästchen
von Julia Behr
Eine betagte Dame am Rollator erklimmt den leichten Anstieg von der Haltestelle bis zu den Trauerhallen auf dem Südfriedhof Leipzig. Sie nimmt den Weg, um ihrer Nachbarin das letzte Geleit zu schenken. Die Verstorbene hatte sich für eine „Anatomie-Beisetzung“ entschieden. Ihren Körper der Wissenschaft übergeben, ist sie ist bereits vor 10 Monaten gestorben. Mit der schwarzen Aschenkapsel in meinen Händen und einem Pfarrer an meiner Seite empfangen wir die Nachbarin. Ihre lila Kartäusernelken in ein feuchtes Papiertuch gewickelt, verharren geduldig im Korb des Rollators. Der Pfarrer hakt die Dame unter und zu viert spazieren wir sehr losgelöst und ohne Eile zur Gemeinschaftsanlage. Die Nachbarin erzählt aus ihrem gemeinsamen Leben, wir spüren wohl auch die Sonne in unseren Gesichtern. Es ist sehr ruhig, sehr friedlich und ohne Form. So, dachte ich damals, hätte ich es für mich auch gerne: dass an meinem sehr späten Lebensende eine alte Freundin mit ihren Gartenblümchen in einen feuchten Waschlappen gewickelt, meine Aschebeisetzung begleitete.
Rituale & Elemente
Porträt
Selbst aus einem Passfoto oder einem Gruppenbild zaubern wir ein Konterfei, von dem Sie sagen: Genau so hat sie gelacht. Genau so war sein Blick. Analog & digital, ganz klein & ganz groß.
Kondolenz
Für Sie zu Erinnerung ein Buch mit Gedanken und Wünschen von Ihren Trauergästen. Für Ihre Trauergäste ein gestaltetes Andenken an Ihre Verstorbenen. Es gibt viele Möglichkeiten, um Flächen oder Blindflecken zu füllen. Sprechen Sie mich an.
Persönliche Gaben
Sie gehört zu unserm ältesten Brauch: Das Ritual unseren Verstorbenen Dinge mit ins Grab zu geben, bedeutet auch Loslassen. Ein gemaltes Bild von Enkeln, ein Donnerkeil vom letzten Ostseebesuch, eine letzte Zigarette.
Machen
Etwas zu tun zu haben, löst Anspannung und Unsicherheit. Aber vor allem sprengt ein Ritual die Distanz zur Urne, zum Sarg, zur Grabstelle. Die für Sie passende Geste finden wir im Gespräch und auch das Maß.
Aus der Ferne
Ein Rahmen der Trauerfeier wird vorgegeben? Ein Mitwirken in die Gestaltung wird durch eine andere Hand ausgeschlossen? Einem wichtigen Familienmitglied ist das Kommen zur Trauerfeier nicht möglich? Ihre Verstorbenen haben sich entschlossen gegen eine Trauerfeier entschieden? – In jedem Fall erhalten Sie vom Abschied und der Bestattung eine Fotoreihen von mir. Weitere Möglichkeiten zur Anteilnahme aus der Ferne finden Sie bei Medial & Digital.
Auf einen Blick
- Sind Sie Gastgeber/in?
Trauerfeiern und Bestattungen auf Friedhöfen sind zunächst öffentlich. Sie tragen für das Wohl der Trauergäste keine Verantwortung. - Wohin mit den Kindern?
Erzählen Sie den Kindern, was an diesem Tag passieren wird und fragen Sie sie, ob sie mitkommen wollen. Geben Sie Ihnen die Gelegenheit wählen zu dürfen. - Schwarz, weiß oder bunt?
Tragen Sie, wonach Ihnen der Sinn steht. Ihr Wohlbefinden bietet Schutz und kann Unsicherheit nehmen. - Wohin mit dem zu schnell schlagenden Herzen?
Ich rate von der Einnahme medikamentöser Hilfsmittel vor der Trauerfeier dringend ab. Die Wahrnehmung und Aufnahmefähigkeit könnten erheblich verzerrt werden. - Wieviel Freiheit tut gut?
In unserem Gespräch und in den Tagen meiner anschließenden Begleitung werden wir gemeinsam herausfinden, was guttut und was vielleicht auch überfordert. - Sie sind besorgt wegen der Immobilität oder Nöten naher Trauergäste?
Sprechen Sie mich an. Wir finden praktische und eleganten Lösungen.
Sie wollen die Trauerfeier in Leipzig planen? Sie haben einen besonderen Wunsch? Sprechen wir darüber. Sie erreichen mich rund um die Uhr.
sieht so aus als hätte
ich das Fliegen verlernt
kann nicht steigen nicht fallen
flügellahm
sitze ich da und brüte
Liebeserklärungen aus
aus: kann nicht steigen nicht fallen, von Helga Novak
Besser & besser nicht
Die Besonderheit dieses Tages markiert Wetter, Gerüche, Zwischenfälle, Sonderbarkeiten, Geräusche, Handgriffe – Die Sinne liegen offen. Alles gewinnt an Bedeutung. Füllen und lenken wir doch die Besonderheit durch Ihr Zusammenkommen.