Manche werden mit einer Berufung geboren, andere finden sie eher per Zufall. Ich zähle mich zu Letzteren.

Über Julia Behr
Eigentlich war ich auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz im Bibliothekswesen. Parallel betreute ich Bürger/innen, die eine Baumpatenschaft für die "Baumstarke Stadt" in Leipzig übernehmen wollten. Von hieraus stolperte ich geradezu in den damals noch jungen Ausbildungsberuf zur Bestattungsfachkraft auf dem Südfriedhof. Die erfahrungsreiche Zeit anschließend bei Bestattungen Dunker formte mein Bild wertvoller Bestattungsarbeit weiter aus.
Heute kann ich mir gar nichts anderes mehr vorstellen. Mein Beruf ist herausfordernd und bewegend. Er entspricht meiner Spannung auf das Leben, das wir bis zum Ende führen müssen. Dürfen. Können. Wollen. Irgendwie.
Das Zusammensein mit Verstorbenen ist ruhig. Ein leiser, behutsamer Dienst am toten Körper, dessen Persönlichkeit in Spuren noch zu erkennen ist. Wer die Toten waren, erfahre ich durch Sie, die Hinterbliebenen. Sie erzählen vom Leben mit Ihren Verstorbenen. Von den Schwierigkeiten, von den letzten Wochen, von Gefühlen aus Wut, Traurigkeit und Verzücken. Von Trost und Alltag. Von Verletzungen, Schulterschluss, Geburtstagen. Von Spaziergängen am Strand von Warnemünde.
Die Herausforderung steckt für mich nicht im Umgang mit der sterblichen Hülle Ihrer Menschen. In diesem Vergehen steckt eine Natürlichkeit. Vielmehr verstehe meine Arbeit mit dem Tod als ein Angebot, Ihre Verstorbenen, Sie und die bleibende Traurigkeit über den Verlust sichtbar zu machen.